1.1.7 Schnittdarstellungen
Übersicht:
- Grundregeln für Schnittansichten und Schnitte
- Schnitte in Zeichnungen der mechanischen Technik
- Grundregeln für Flächen in Schnitten und Schnittansichten
Grundregeln für Schnittansichten und Schnitte
Begriffe
Schnittebene
eine gedachte Ebene, in der der dargestellte Gegenstand durchgeschnitten ist
Schnittlinie
eine Linie, die die Lage einer Schnittebene oder den Schnittverlauf bei zwei oder mehreren Schnittebenen kennzeichnet
Schnittansicht
ein Schnitt, der zusätzlich die Umrisse hinter der Schnittebene zeigt
ANMERKUNG: Bei der Anwendung der Begriffe "Schnittansicht" und "Schnitt" wird ein Unterschied zwischen der mechanischen Technik und dem Bauwesen gemacht. Der Begriff "Schnittansicht" wird hauptsächlich im Bauwesen und der Begriff "Schnitt" in der mechanischen Technik benutzt.
Schnitt
die Darstellung, die nur die Umrisse eines Gegenstandes in einer oder mehreren Schnittebenen zeigt
ANMERKUNG: Bei der Anwendung der Begriffe "Schnittansicht" und "Schnitt" wird ein Unterschied zwischen der mechanischen Technik und dem Bauwesen gemacht. Der Begriff "Schnittansicht" wird hauptsächlich im Bauwesen und der Begriff "Schnitt" in der mechanischen Technik benutzt.
Halbschnittansicht/Halbschnitt
die Darstellung eines symmetrischen Gegenstandes, der, getrennt durch die Mittellinie, zur Hälfte als Ansicht und zur Hälfte als Schnittansicht oder Schnitt gezeichnet ist
Teilschnittansicht/Teilschnitt
die Darstellung, bei der nur ein Teil des Gegenstandes im Schnitt gezeichnet ist
Allgemeines
Die allgemeinen Regeln für die Anordnung von Ansichten, gelten sinngemäß auch für die zeichnerische Darstellung von Schnittansichten und Schnitten.
Jede Schnittansicht oder jeder Schnitt muss deutlich mit zwei gleichen Großbuchstaben gekennzeichnet sein. Jeweils einer dieser Großbuchstaben ist, in der Ausgangsansicht, in der Verlängerung der Schnittlinie anzuordnen. Kurz vor den beiden Enden der Schnittlinie sind auch die Bezugspfeile (dargestellt durch eine breite Volllinie, Linienart 01.2.8), die die Betrachtungsrichtung der zugehörenden Schnittansicht und des zugehörenden Schnittes angeben, eingetragen.
Diese Kennzeichnung muss so angeordnet sein, dass sie in Leserichtung der Zeichnung gelesen werden kann.
Die gekennzeichneten Schnittansichten und Schnitte dürfen beliebig zur Ansicht, in der die Schnittebene liegt, angeordnet sein. Die Kennzeichnung der zugehörigen Schnittansichten und Schnitte muss unmittelbar oberhalb der entsprechenden Darstellung angeordnet sein.
Die Lage der Schnittebene(n) muss mit einer breiten Strich-Punktlinie mit langem Strich (Schnittlinie), Linienart 04.2.2 gezeichnet werden. Eine gerade Schnittebene muss zur besseren Erkennbarkeit in geeigneter Länge gezeichnet werden (siehe linkes Bild - zum Vergrößern anklicken).
Ändert die Schnittebene ihre Richtung, sollte die Schnittlinie nur an den Enden der Schnittebene, wo sich die Richtung der Schnittebene ändert, gezeichnet werden (siehe linkes Bild - zum Vergrößern anklicken).
Die Schnittlinie darf voll durchgezeichnet werden (mit einer schmalen Strich-Punktlinie mit langem Strich, Linienart 04.1), wenn es zur besseren Erkennbarkeit notwendig ist.
In die geeignete Ansicht gedrehter Schnitt
Wenn eindeutig, kann ein Schnitt in eine geeignete Ansicht gedreht werden. In diesem Fall muss der Umriss des Schnittes mit schmalen Volllinien, Linienart 01.1.6 gezeichnet werden, eine weitere Kennzeichnung ist nicht notwendig (siehe Beispiele links - zum Vergrößern anklicken).
ANMERKUNG: Die Drehrichtung des Schnittes in die geeignete Ansicht ist freigestellt.
Halbschnittansichten/Halbschnitte symmetrischer Teile
Symmetrische Teile dürfen zur Hälfte als Ansicht und zur Hälfte als Schnittansicht/Schnitt gezeichnet werden (siehe linkes Bild - zum Vergrößern anklicken).
Bei symmetrischen Werkstücken wird der Halbschnitt bevorzugt rechts angeordnet, wenn die Schnittebene senkrecht verläuft, und unter der Mittellinie, wenn sie waagrecht zur Mittellinie liegt.
Auswahlkriterien - Vollschnitt oder Halbschnitt?
Eine Vollschnitt-Darstellung wird gewählt:
- wenn die Schnittfläche nicht symmetrisch ist,
- wenn die äußere Werkstückansicht eine glatte Fläche ist und dadurch darstellungsmäßig nichts zeigt. Selbst wenn die Schnittdarstellung symmetrisch ist, wird das Werkstück ganz durchgeschnitten.
Eine Halbschnitt-Darstellung wird gewählt:
- wenn die Werkstückansicht symmetrisch ist und eine Fläche darstellt, die Ansätze, Bunde, Nuten u. dgl. aufweist.
Beispiele für Vollschnitt-Darstellungen:
Unsymmetrische Schnittfläche - daher Vollschnitt | Glatte Werkstückvorderansicht - daher Vollschnitt |
Teilschnittansichten/Teilschnitte
Teilschnittansichten/Teilschnitte dürfen gezeichnet werden, wenn Voll- oder Halbschnitte nicht erforderlich sind. Die Bruchlinie muss mit einer schmalen Volllinie als Zickzacklinie oder Freihandlinie der Linienart 01.1.19 oder 01.1.18 gezeichnet werden (siehe linkes Bild - zum Vergrößern anklicken).
Beispiele für Teilschnitte (zum Vergrößern anklicken):
Schnitte in Zeichnungen der mechanischen Technik
Allgemeines
Im Regelfall werden Rippen, Befestigungsmittel, Wellen, Radspeiche und ähnliche Teile nicht als Längsschnitte dargestellt.
Beispiele (zum Vergrößern anklicken):
Ähnliche Ansichten, Schnitte dürfen in einer anderen Lage dargestellt werden als die durch die Pfeile für ihre Betrachtungsrichtung gekennzeichnete Lage.
Schnittebenen
Schnitte in einer Ebene (Bilder zum Vergrößern anklicken):
Ein Schnitt in zwei parallelen Ebenen (Bild zum Vergrößern anklicken):
Ein Schnitt in drei benachbarten Ebenen (Bild zum Vergrößern anklicken):
ANMERKUNG: Im Schnitt erscheint der Bereich der schräg liegenden Ebene als Projektion.
Ein Schnitt in zwei sich schneidenden Ebenen, eine gedreht in die Projektionsebene (Bild zum Vergrößern anklicken):
Gleichmäßig angeordnete Details von Rotationsteilen, deren Darstellung im Schnitt erforderlich ist, die sich jedoch nicht in der Schnittebene befinden, dürfen zur Eindeutigkeit der Darstellung in die Schnittebene gedreht werden. Eine zusätzliche Kennzeichnung ist nicht erforderlich (Bild zum Vergrößern anklicken):
Wenn es in bestimmten Fällen nötig ist, die Schnittebene teilweise außerhalb des Gegenstandes anzuordnen, dann darf die schmale Strich-Punktlinie mit langem Strich, Linienart 04.1 entfallen (Bild zum Vergrößern anklicken):
Herausgezogene Schnitte
Werden Schnitte aus einer Ansicht herausgezogen, müssen sie in der Nähe dieser Ansicht angeordnet und durch die schmale Strich-Punktlinie mit langem Strich Linienart 04.1 verbunden sein (Bild zum Vergrößern anklicken):
Anordnung von aufeinander folgenden Schnitten
Aufeinander folgende Schnitte dürfen ähnlich den folgenden Bildern angeordnet werden (Bilder zum Vergrößern anklicken).
Umrisse und Kanten hinter der Schnittebene dürfen entfallen, wenn sie nicht zur Verdeutlichung der Zeichnung beitragen.
Grundregeln für Flächen in Schnitten und Schnittansichten
Allgemeines
Dieser Teil legt sechs Methoden für die Darstellung von Schnittflächen fest:
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Schraffur,
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Schattierung oder Tönung,
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besonders breiter Umriss,
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schmale Schnittflächen,
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schmale aneinander grenzende Schnittflächen und
-
unterschiedliche Stoffe.
Schraffur
Die Schraffur ist als schmale Volllinie, Linienart 01.1.5 in einem geeigneten Winkel (vorzugsweise 45°) zum Hauptumriss oder zu den Symmetrielinien der Schnittansichten oder der Schnitte auszuführen (Bild zum Vergrößern anklicken).
Einzelne Schnittflächen einer Schnittansicht oder eines Schnittes desselben Teils müssen gleichartig schraffiert werden. Die Schraffur von aneinander grenzenden Teilen muss unter Anwendung der festgelegten Linienart in unterschiedlichen Richtungen oder Abständen ausgeführt werden (Bild zum Vergrößern anklicken).
Der Abstand der Schraffuren sollte den Maßen der Schraffurfläche angepasst sein, vorausgesetzt, dass er die Anforderungen an den Mindestabstand erfüllt.
Werden parallele Schnittansichten oder Schnitte desselben Teils nebeneinander gezeichnet, muss die Schraffur gleichartig sein (siehe linkes Bild - zum Vergrößern anklicken), sie darf jedoch zur Verdeutlichung an der Linie, die die Schnittansichten voneinander trennt, abgesetzt werden.
Bei großen Flächen darf die Schraffur auf eine Randzone entlang der Umrisslinien der Fläche begrenzt werden (siehe linkes Bild - zum Vergrößern anklicken).
Für Beschriftungen innerhalb einer Fläche werden Schraffuren unterbrochen (siehe linkes Bild - zum Vergrößern anklicken).
Schraffuren für Schnittflächen sowie zur Kennzeichnung von Stoffen
Schraffuren für Schnittflächen und Kennzeichnung von festen, flüssigen sowie gasförmigen Stoffen (Bild zum Vergrößern anklicken)
Schraffuren für Schnittflächen und Kennzeichnung von Naturstoffen (Bild zum Vergrößern anklicken)
Schattierung oder Tönung
Die Schattierung darf ein Punktraster oder eine vollflächige Tönung sein (siehe linkes Bild - zum Vergrößern anklicken).
Der Abstand zwischen den Punkten sollte der Größe der schattierten Fläche angepasst sein. Bei großen Flächen darf die Schattierung auf eine Randzone längs der Umrisslinie der Fläche beschränkt werden.
Für Beschriftungen innerhalb einer Fläche werden Schattierungen unterbrochen.
Besonders breite Umrisse
Schnittflächen und Schnittansichtsflächen dürfen durch sehr breite Volllinien hervorgehoben werden (siehe linkes Bild - zum Vergrößern anklicken).
Schmale Schnittflächen
Schmale Schnittflächen dürfen geschwärzt gezeichnet werden (siehe linkes Bild).
Dieses Verfahren muss die wirkliche Geometrie darstellen.
Schmale aneinander grenzende Schnittflächen
Aneinander grenzende Schnittflächen dürfen geschwärzt gezeichnet werden. Ein Abstand von mindestens 0,7 mm muss zwischen den aneinander grenzenden Schnittflächen eingehalten werden (siehe linkes Bild - zum Vergrößern anklicken).
Dieses Verfahren stellt keine wirkliche Geometrie dar.
Besondere Darstellung von Stoffen
Stoffe können in Schnittflächen durch eine besondere Darstellung gekennzeichnet werden. Wird diese besondere Darstellung angewendet, ist die Bedeutung deutlich auf der Zeichnung (z. B. durch ein Bild oder durch einen Verweis auf die entsprechenden Normen) zu definieren.